Zuckerfreie Ernährung mit Kleinkindern

Zuckerfreie Ernährung mit Kleinkindern

Zuckerfrei Leben mit Kindern. Dieses Thema klingt sehr interessant und inspirierend. Um ein wenig mehr darüber zu erfahren, haben wir ein Interview mit der lieben Elisa von @fraeulein_immersatt geführt und dabei sind wir um einiges schlauer geworden. Fraeulein Immersatt besteht aus den zwei Freundinnen und Ernährungsberaterinnen Elisa und Loreen, welche sich schon lange Zeit mit zuckerfreier Ernährung auseinandersetzen. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!

Interview

Warum zuckerfrei?
Zucker, und wir meinen damit den Industriezucker, wird vom Körper nicht gebraucht. Er lässt unseren Blutzuckerspiegel hochschnellen und sorgt für starke Hochs und Tiefs. Er ist nicht natürlich und rauscht einfach ohne Schranke in unseren Körper. Das sorgt zwar für ein wohliges Gefühl oder sogar Glücksgefühle, aber zum Leben brauchen wir ihn nicht. Ganz im Gegenteil: Er schädigt sogar unserem Körper.

Lebt ihr zu 100% zuckerfrei?
Ganz klar: nein. Gerade mit Kindern ist dies schlichtweg nicht möglich. Und wir wollen das auch nicht. Wir sind gegen klare Verbote. Wir können nur als gutes Vorbild voran gehen. Heißt genau: bei uns zuhause gibt es keinen Zucker. Wir kochen und backen ganz natürlich, und selbstredend viele eigene Rezepte, die wir auch in unserem Buch zusammengefasst haben. Aber wenn wir mal im Urlaub oder bei Freunden eingeladen sind oder es Weihnachten ist, gibt es auch Ausnahmen. Und das ist wichtig. Denn Verbote können zu einer Essstörung führen. Gerade, wenn man sehr streng und fast diktatorisch mit seiner Meinung ist, kann das Kind gerne mal in die andere Richtung ausschlagen. Wir wollen nicht, dass unsere Kinder beim nächsten Kindergeburtstag den süßen Teller stürmen, als gäbe es keinen Morgen.

Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, dass es unseren Kindern an nichts fehlen soll, auch nicht an Süße. Also haben wir zuhause immer eine leckere und zuckerfreie Alternative. Neulich auf dem Spielplatz hielt wieder der Eiswagen. Alle Kinder rannten los und wollten bei den sommerlichen Temperaturen eine Abkühlung auf der Zunge. Wir können uns immer sehr gut retten, indem wir sagen: „zuhause haben wir noch das leckere Eis von Mama“ und so schaffen wir es dann. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber ziemlich oft.

Seit wann lebt ihr zuckerfrei?
Wir haben uns schon seit Jahren sehr gesund ernährt. Damals haben wir uns allerdings nur um uns gekümmert. Mit der Schwangerschaft und der Geburt unserer Kinder wurde die Ernährung noch wichtiger. Wir warfen mehr und mehr einen Blick hinter die Kulissen, lasen viele Bücher und informierten uns gründlich. Wir hatten schon ein sehr tiefgründiges Wissen, da wir beide Ernährungsberaterinnen sind, aber die Erkenntnisse, was Zucker in unserem Körper anrichtet, schockierten selbst uns. Neben Karies und Übergewicht kommen auch die Zuckersucht, Stoffwechselstörungen und Krebs dazu. Man sagt sogar, dass Alzheimer auf Zucker zurückzuführen ist. Wir beide hatten auch so ziemlich das gleiche Schlüsselerlebnis. Mit Einführung der Beikost standen wir vor dem Babyregal im Drogeriemarkt und waren einfach nur fassungslos. Ein Babykeks für Kinder ab dem 8. Monat mit sage und schreibe 25g Zucker – das wollten wir nicht. Damit war klar, dass wir nicht mit Zucker leben wollen. Nicht wir und erst recht nicht unsere Kinder.

War die Umstellung auf zuckerfreie Ernährung schwer?
Bei uns war es gar nicht so extrem, da wir bereits vorher sehr ausgewogen und gesund aßen. Allerdings spricht man bei der Entwöhnung wirklich von wahren Entzugserscheinungen. Der Körper, der schon lange Zucker konsumiert hat, verlangt einfach danach. Es geht einem wie bei einem Drogenentzug. Zu drastisch? Nein, denn es zeigen sich wirklich ähnliche Verhaltensmuster.

Da Zucker in sehr vielen industriell hergestellten Produkten versteckt ist, heißt bei uns die klare Divise: es wird frisch gekocht. Keine Tütensuppen, kein Fertiggericht. Wir machen jetzt nicht alles selbst. Nudeln z.B. kaufen wir auch, denn auch wir kennen den stressigen Alltag mit Kindern und manchmal muss es eben auch schnell gehen. Aber es gibt doch einige Tricks, wie man den Zucker umgehen kann. Das Einkaufen war anfangs anstrengend, weil man sich angewöhnte, immer auf die Verpackung zu schauen. Mittlerweile wissen wir bei fast allen Dingen, welche Zutaten verarbeitet wurden. Aber als Neuling für die zuckerfreie Ernährung bedarf es zunächst etwas Geduld. Du musst das aber nicht alles alleine herausfinden. Keine Sorge, wir haben immer tolle Produkttipps in unserer internen Facebook-Gruppe.

Welche Mittel nutzt ihr zum süßen?
Wir wollen unsere Rezepte immer sehr natürlich gestalten. Daher verwenden wir viel Obst in Form von Obstmark oder auch getrockneten Früchten. Aber Achtung! Diese sind nicht immer kalorienarm, aber wir wollen die Kinder auch nicht auf Diät setzen. Wir achten sehr darauf, dass wir auch von den Zuckeralternativen wenig verwenden. So wenig eben, sodass es noch süß genug ist. Unser kleiner Favorit ist der Kokosblütenzucker. Er schmeckt etwas karamellig und könnte sogar 1:1 mit Industriezucker ersetzt werden (was wir nicht tun, denn wir reduzieren auch hier stark in den Rezepten). Die Zuckeralkohole wie Xylit, alias Birkenzucker, Sucralose und Aspartam verwenden wir überhaupt nicht, denn wir sind von den chemisch-hergestellten Süßungsvarianten nicht überzeugt.

Wo seht ihr Probleme/Hindernisse bei Kindern und zuckerfreier Ernährung?
Es ist nicht immer ganz leicht, das geben wir zu. Gerade, wenn wir zu Kindergeburtstagen eingeladen sind, gibt es Kuchen und Torten, Gummibärchen und Schokobons. Unsere Kinder sind noch sehr klein und sind bisher weitgehend zuckerfrei aufgewachsen. Sie haben also noch nicht das Verlangen nach Zucker, weil sie es einfach nicht kennen. Aber interessant finden sie es auch und möchten gerne probieren. Wir lassen es auch zu, aber ganz oft schmeckt es ihnen einfach nicht, bzw. sie essen gar nicht so viel davon.

Ein weiteres großes Hindernis ist auch die Mutter bzw. Schwiegermutter. Wir haben damit Gott sei Dank keine Probleme mehr, da wir oft das Gespräch gesucht haben. Nun sind wir auf einem gleichen Nenner und die Omas dürfen zu besonderen Anlässen wie Ostern und Weihnachten auch mal eine Kleinigkeit verschenken. So bleibt es etwas ganz Besonderes und ist nicht immer bei jedem Besuch das Highlight, wenn Oma wieder etwas aus ihrer Tasche zaubert. Wir finden, dass Omas auch mit anderen Dingen glänzen können. Anstatt wie die Hexe bei Hänsel und Gretel mit Süßigkeiten zu locken, kann sie viel mehr punkten, indem sie Zeit mit ihren Enkelkindern verbringt.

Wie ist es mit Obst?
Obst enthält sehr viel Fruktose, was man auch nicht unterschätzen sollte. Es greift die Magenschleimhaut an, wenn man zu viel Obst konsumiert. Laut DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, sollte man 5 Portionen Obst und Gemüse essen: 2 Portionen Obst und 3 Portionen Gemüse. Gemeint ist damit eine Handfläche als Portion. Schau dir deine Hand an und nimm sie als Maß. Damit ist man auf der sicheren Seite. Oft essen wir viel mehr Obst als Gemüse, was unseren Blutzucker auch nach oben schnellen lässt. Ein Apfel und eine Banane reichen am Tag aus.

Habt ihr ein paar Tipps für unterwegs?
Nun ja, so ohne Proviant verlassen wir das Haus nicht mehr, denn an jeder Ecke lauert Zucker. Ob wir nun in den Zoo oder ins Schwimmbad fahren, gibt es reichlich davon. Selbst im Restaurant sind wir immer wieder erschrocken, was auf der Kinderkarte steht. Biene Maja Teller, Pommes und Chicken Nuggets, während Mama & Papa sich das Lachsfilet mit Gemüse und Salzkartoffeln gönnen. Das verstehen wir wirklich nicht. Unsere Kinder bekommen oft einfach etwas ähnliches wie wir. Bist du wie gesagt unterwegs, ist es immer gut, wenn man kleine Snacks dabei ist. Frisches oder getrocknetes Obst, Nüsse, Dinkelstangen oder selbstgemachte Kekse sind immer praktisch für die Handtasche.

Rezeptidee: Zuckerfreie Kekse

Verratet ihr uns ein Rezept für einen zuckerfreien Snack?
Leckere Kekse für Zwischendurch

Zutaten:

100g getrocknete Aprikosen

250g Mehl

40g gemahlene Nüsse

40g Reissirup

90g Butter (leicht erwärmt)

25g Kokosöl (leicht erwärmt)

50ml Milch

2 EL Kokosblütenzucker

Zubereitung:

  • Backofen auf 180 Grad vorheizen.
  • Aprikosen sehr fein hacken, ggf. mit Hilfe einer Küchenmaschine.
  • Dann die restlichen Zutaten nach und nach dazu geben und alles gut miteinander vermengen.
  • Die Arbeitsfläche mit Mehl bestreuen und den Teig ausrollen.
  • Entweder kleine Plätzchen ausstechen oder auch einen schönen Keksstempel nutzen.
  • Die Plätzchen dann in dem vorgeheizten Backofen 15-20 Minuten backen. Je nachdem, wie du es lieber magst, lässt du sie ein wenig länger drin.

Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten, liebe Elisa! Du konntest bestimmt einige unserer Leser inspirieren. 😊

Das Buch von Elisa und Loreen zum Thema zuckerfrei mit Kindern findet ihr hier.

 

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